Graz Oper COVID-19

EINE MUSIKALISCHE WIEDERGEBURT

Sonntag, 27. 9. 2020

Seit langem geht’s wieder einmal in die Oper – der letzte Opernbesuch ist fast auf den Tag genau sieben Monate her. Der Corona-Lockdown hat das gesamte Kulturleben niedergebügelt. Mit Beginn der Saison 2020/21 jedoch sperren die Konzert- und Opernhäuser wieder auf – wenn auch mit stark eingeschränktem Betrieb.

Eher zufällig führt uns unser erster Besuch nach Graz. Für den „Don Giovanni“ hatten wir schon Ende März Karten, darauf mussten wir aber verzichten. So freuen wir uns jetzt umso mehr auf die Vorstellung um 15 Uhr.

Zuvor schauen wir, wie schon öfter, ins Operncafé um eine Kleinigkeit zu essen. Das können wir uns zukünftig ersparen. Das Café wurde offensichtlich neu übernommen. Weder Service noch Küche treffen unsere jetzt nicht so exorbitanten Erwartungen. Es ist alles unterm Hund. Leider.

Das Opernhaus präsentiert sich dann erwartungsgemäß. Personal und Besucher sind gewissenhaft mit Masken verschleiert, nur wenige tragen diese halblustigen Plastikfenster. Die Fortbewegung im Haus ist streng reglementiert, die Platzverhältnisse im Haus sind glücklicherweise großzügig dimensioniert.

Der Buffetbetrieb ist eingestellt, was schade ist, weil durch den geringen Publikumsandrang die Wartezeiten kurz wären. Andererseits zahlt sich das für den Buffetbetreiber wohl nicht mehr richtig aus.

Als Entschädigung erhalten wir eine Flasche Wasser. Hungrig darf man halt nicht sein.

Der Zuschauerraum präsentiert sich erwartungsgemäß leer. Nicht so schön. Die schachbrettartige Sperre der Sitze bietet allerdings eine hervorragende Sicht.

Dass im weiteren Verlauf auch viele benutzbare Sitzplätze leer bleiben ist möglicherweise dadurch zu erklären, dass die Nachmittagsvorstellung üblicherweise von Busreisenden frequentiert wird, die jetzt wegbleiben.

Wir halten jedenfalls Restaurantbesuche für wesentlich riskanter.

Eine Besonderheit können wir noch im Orchestergraben feststellen. Üblicherweise sitzen ja die Holzbläser, vom Zuschauerraum aus gesehen, auf der linken Seite des Orchesters und die Blechbläser rechts. Hier sitzen alle Bläser auf der rechten Seite. Das hat natürlich eine veränderte Klangbalance zur Folge, die aber nicht sofort auffällt.

Zudem spielen die Bläser noch hinter Plexiglasschilden. Wir können die Sinnhaftigkeit dieser Maßnahmen nicht beurteilen und hoffen, dass sie zur Offenhaltung der Oper beitragen.

Die meisten Sänger kennen wir noch nicht, aber den Dirigenten haben wir schon in einer Aufführung der „Fledermaus“ erlebt. Hier begleitet Marcus Merkel die Rezitative stehend am Klavier – eine interessante Variante.

Das Tempo der Vorstellung ist durchaus anspruchsvoll, die Inszenierung gefällt uns sehr und die Sänger sind durchwegs erstklassig. Der euphorische Schlussapplaus täuscht über den halbleeren Zuschauerraum hinweg.

Beglückt verlassen wir das Haus und hoffen auf ein baldiges Wiederkommen.

Der einzige Nachteil der Nachmittagsaufführung am Sonntag ist, dass unser Lieblingsrestaurant Brandhof Ruhetag hat. An Tagen mit Opernvorstellung haben sie nämlich bis 24:00 offen mit Küchenschluss um 23:00.