Brünn 2019

Samstag, 23. 11. 2019

Opernbesuch in Brünn. Nach viermal Janáček heute Rusalka von Antonín Dvořák. Die Oper haben wir im September im Theater an der Wien gesehen. Keine schlechte Aufführung, aber mit nur einem tschechischen Sänger besetzt. Das geht besser und darum sind wir hier.

Wir reisen wie immer per Bahn an, wobei wir diesmal RegioJet wählen. Die sind wesentlich billiger als die ÖBB (sorry!) und im Ticketpreis ist die Platzreservierung gleich enthalten. Man sollte aber nicht die billigste der vier Preiskategorien wählen, da hier die Unruhe am größten ist.

Es gibt auch bis auf weiteres die Besonderheit, dass die Fernverkehrszüge nicht am hlavní nádraží (Hauptbahnhof) halten, sondern am Dolní Nádraží. Das ist auch keine Tragödie, denn das Hotel ist zu Fuß 1,3 km entfernt und man spaziert durch ein Einkaufszentrum. Der Hauptbahnhof ist halt nur noch einfacher zu erreichen aber irgendwann ist auch dessen Renovierung abgeschlossen.

Wir wohnen –  beim fünften Mal können wir schon sagen „wie immer“ – im Hotel Grandezza, das, seit wir es kennen (2014), nichts von seinem Charme verloren hat.

Es ist nicht nur von seiner Lage, sondern auch qualitätsmäßig wirklich überzeugend. Im angeschlossenen Cosmopolis Café nehmen wir alsbald eine Stärkung zu uns.

Aus unserem Zimmer sehen wir auf den Krautmarkt mit dem Parnas-Brunnen in der Mitte. Der Ausblick auf den großen Platz sollte auch in wärmeren Zeiten ohne Weihnachtsmarkt das Herz erfreuen.

Am Weg zur Oper flanieren wir noch über den Markt. Es ist der erste geöffnete. Die übrigen öffnen eine Woche später.

Dabei sind wir ein bisschen unglücklich, dass wir uns nicht den angebotenen Köstlichkeiten widmen können. „sýrové nitě“ heißt Käsegarn (Käsezopf). Darunter gibt’s heißen Met und Glühwein. Wir überlegen kurz, einen eigenen Weihnachtsmarktausflug nach Brno zu machen.

Am Weg zur Oper nehmen wir noch ein frühes Abendessen und wählen dazu das Restaurace Jakoby, das bequem am Weg liegt. Die Lokalszene in der Brünner Innenstadt ist mittlerweile recht vielfältig und die Kommunikation mit Englisch kein Problem. Das war nach der Grenzöffnung 1989 durchaus nicht so.

Wir sind ein wenig zu früh dran und so bleibt ausreichend Zeit, das Opernhaus zu besichtigen. Die Vorstellung findet im Janáček-Theater (Janáčkovo divadlo), dem neueren, größeren der beiden Opernhäuser statt.

Das Haus wurde nach sieben Architekturwettbewerben ab 1910 in den Jahren 1960 bis 1965 errichtet und am 2. Oktober 1965 eröffnet.

Schon  im Foyer fällt einem die Weitläufigkeit der Räume unmittelbar auf. Obwohl optisch kaum Ähnlichkeiten bestehen, erinnert der Bau an die Leipziger Oper, die 1960 fertiggestellt wurde.

Beide Häuser sind großzügig gebaut, haben eine sehr gute Akustik und einen überzeugenden Sitzkomfort, der an ein Kinocenter erinnert. Auch wurden beide Bauten in den Nullerjahren renoviert.

Im übrigen bin ich total fasziniert von den Handy-Fotos ohne Blitz. Es wird, ausgenommen bewegte Personen, alles ausreichend scharf abgebildet und das in natürlichen Farben. Mit analogen Fotoapparaten wäre es nie und nimmer möglich gewesen, unter diesen Bedingungen ohne Blitz zu fotografieren.

Der Orchestergraben ist wie bei allen neueren Häusern tief und bietet viel Platz. Der Dirigent ist während der Vorstellung aus dem Parkett nicht sichtbar.

Die Oper Rusalka hat uns dann sehr gut gefallen. Sänger und Orchester waren ausgezeichnet und wir konnten keine Schwachstellen entdecken.

Die Inszenierung war schon etwas älter, war märchenhaft verspielt und vielleicht auch auf Jugendliche zugeschnitten. Das Haus war überdurchschnittlich mit Jugend befüllt.

Sonntag, 24. 11. 2019

Wir verlassen das Hotel am späteren Vormittag. Der Zug fährt um 11 Uhr 50 und benötigt 1 h 33 min bis zum Wiener Hauptbahnhof.

Unterwegs kommen wir wieder zum Einkaufszentrum, das überraschend auch am Sonntag geöffnet hat und nicht einmal schlecht besucht ist.

Darüber hinaus stellen wir fest, dass der Ausweichbahnhof nicht rasend attraktiv ist und dass es in der Gegend noch einiges zu tun gibt.

Unabhängig davon erreichen wir pünktlich unser Ziel.