Berlin 2019 – Teil 2

Mittwoch, 11. 9. 2019

Heute 16:00 Uhr Siegfried. Daher unternehmen wir am Vormittag nur einen kleinen Ausflug zum Gendarmenmarkt. Wir wollen dort die Kirchen besichtigen, beginnend mit der St. Hedwigs-Kathedrale, die hinter der Staatsoper steht.

Sie ist wegen Renovierung geschlossen, daher wandern wir weiter zum Gendarmenmarkt und steuern den Französischen Dom an. Der ist zurzeit wegen Renovierung geschlossen. Er wird aber ohnehin nicht als Kirche, sondern als Ausstellungsgebäude genutzt.

Anschließend werfen wir einen kurzen Blick ins Konzerthaus Berlin – aber nur durch ein kleines Fenster.

Der Konzertsaal wurde dem Wiener Musikvereinssaal nachempfunden, wir finden aber leider während unseres Aufenthalts kein zeitlich passendes Konzert für eine Besichtigung von innen.

Die zweite Kirche am Gendarmenmarkt, der Deutsche Dom, ist offen und wird für Ausstellungszwecke genutzt. Wir beobachten eine Schulklasse bei ihren demokratiepolitischen Übungen. Das Gebäude enthält eine Ausstellung über die Geschichte des deutschen Parlamentarismus.

Nach einem Eiskaffee fahren wir ins Hotel zur Rekreation. Um 16:00 Uhr beginnt Siegfried.

Wir haben wieder hervorragende Sitzplätze. Den Dirigenten und das Orchester sehen wir wegen des tiefen Orchestergrabens nicht, aber wir haben Sicht auf einen Monitor.

Die Sänger Andreas Schager als Siegfried, Stephan Rügamer als Mime, Michael Volle als Wanderer, Jochen Schmeckenbecher als Alberich, Falk Struckmann als Fafner, Iréne Theorin als Brünnhilde sind wiederum hervorragend. Barenboim dirigiert sehr differenziert und spielt teilweise extrem sowohl mit den Tempi, als auch mit der Dynamik. Auf seiner CD-Einspielung des Rings lässt sich dieser Umgang mit der Partitur so nicht wirklich nachvollziehen, aber die stammt ja aus 1991/92.

Lang anhaltender Applaus. Anschließend ins Augustiner-Bräu. Dort ist es auch laut, aber anders.

Donnerstag, 12. 9. 2019

Heute keine Oper, die Götterdämmerung ist erst am Sonntag. Wir beschließen daher, mit dem Schiff zu fahren. Zuerst aber erfreuen wir uns mit einem Frühstück am Hackeschen Markt beim Italiener (die Italiener in Deutschland sind überwiegend Italiener).

Anschließend fahren wir mit der S-Bahn weiter zur Friedrichsstraße. Die Ausstellung im Tränenpalast kostet nichts, ist aber informativ. Sie beeindruckt uns insofern, als wir selbst das Prozedere beim Grenzübertritt in die DDR in Erinnerung haben.

Danach beginnt die Fahrt mit dem Ausflugsschiff. Wir wählen die kleinere, einstündige Runde in der Innenstadt. Die große haben wir beim letzten Mal gemacht. Das Schiff ist nicht gerade überfüllt.


Der Sprecher weist darauf hin, dass Berlin mehr Wasseroberfläche und Kanäle hat als Venedig, Amsterdam und Stockholm zusammen. Wir glauben das gerne. Man wird ja auch ständig mit Wasser konfrontiert.

Auf der Fahrt sieht man auch die vielen Regierungsbauten in moderner Architektur, die nach der Wende errichtet wurden. So z. B. das Kanzleramt.

Wir kommen auch beim Gedenkort Weiße Kreuze am Spreeufer vorbei, der an die Todesopfer an der Berliner Mauer erinnert. Im Hintergrund sieht man das Reichstagsgebäude.

Anschließend spazieren wir zum Nikolaiviertel hinter dem Roten Rathaus. Man sieht den Stadtteil auch vom Boot aus. Es ist eines der kriegszerstörten historischen Viertel und wurde bereits in den 80er Jahren von Ostberlin rekonstruiert. Man hat jedoch nie das Gefühl sich in historischer Umgebung zu bewegen, die Rekonstruktion ist auch umstritten. Die gastronomische Infrastruktur nutzen wir aber gerne und essen zu Abend, während wir die vorbeifahrenden Schiffe beobachten.

Anschließend wandern wir nach Hause. Als wir bei den Herren Karl und Friedrich vorbeikommen fällt uns auf, dass wir uns bisher ausschließlich im ehemaligen Ostberlin bewegen.

Freitag, 13. 9. 2019

Wir fahren in den Zoo, nach dem unsere U2 auch dahin fährt. Außerdem wollen wir im ehemaligen Westberlin auch etwas besichtigen. Das Wetter ist angenehm, obwohl es immer wie kurz vor dem nächsten Regen aussieht. Es bleibt aber trocken.

Der Zoo existiert seit 1844, ist aber bei weitem nicht so alt wie der Tiergarten Schönbrunn (1752). Die beiden Anlagen wurden natürlich kräftig modernisiert und sind durchaus vergleichbar.

Danach Kaffee im KaDeWe. Das Prachtkaufhaus wird gerne besucht und wirkt überlaufen. Vielleicht dadurch oder wegen des bereits wiederholten Besuchs stellt sich keine besondere Euphorie ein.

Rückreise mit der Buslinie 100 (Stockbus), der über das Regierungsviertel und Unter den Linden zum Alexanderplatz fährt.

Tagesabschluss in unserem „Stammcafé“ Sauers. Dort trinken wir Bier und Spritzwein und beobachten das Treiben vor der Volksbühne.

Samstag, 14. 9. 2019

Frühstück im Stammcafé.

Heute kein bestimmtes Programm sondern wir wollen nach Neukölln. Zuerst fahren wir aber mit der Straßenbahn auf den Prenzlauer Berg bis zur Station Prenzlauer Allee. Die Sonne scheint und die Gegend sieht ausgesprochen einladend aus. Danach steigen wir in die S41 und fahren bis Neukölln. Dort wandern wir die Karl Marx Straße entlang und sind bald in Rixdorf, einem fast Vorort von Berlin. Die Gegend sieht gentrifiziert aus und wir beobachten eine Art Dorffest, wo es in einem Wettbewerb darum geht, runde Strohballen möglichst schnell über einen Rundkurs zu rollen. Uns irritieren die vielen Kinder – immerhin haben die Rundballen ein Gewicht von ca. 250 kg.

In einem Gastgarten essen wir etwas und marschieren anschließend die Karl Marx Straße entlang Richtung Zentrum.

Hier sieht man den Fremdenanteil deutlicher, aber das Stadtbild wirkt keineswegs verwahrlost.

Anschließend fahren wir mit der U-Bahn zurück ins Hotel.

Sonntag, 15. 9. 2019

Heute Götterdämmerung. Zuvor aber machen wir einen kleinen Spaziergang zum Alexanderplatz. Nach einer kleinen Pause im Hotel fahren wir mit der U-Bahn zur Oper. Die Vorstellung beginnt wiederum um 16:00 Uhr.

Der Brezelverkäufer hat auffallend viel zu tun, dabei gibt’s die Brezel ja auch in der Konditorei.

Die Vorstellung ist dann wieder gewohnt aufregend, obwohl die Inszenierung nicht besser wird. Immerhin ist die Personenregie überzeugend. Für Andreas Schager als Siegfried, Roman Trekel als Gunther, Jochen Schmeckenbecher als Alberich, Falk Struckmann als Hagen, Iréne Theorin als Brünnhilde und Waltraud Meier als Waltraute und Zweite Norn gibt es am Ende langen Applaus.

Anschließen müssen wir dringend ins Augustinerbräu weil wir am Verdursten sind und wir sind dort auch nicht die Einzigen aus der Oper.

Montag, 16. 9. 2019

Rückfahrt 9:52 Uhr vom Hauptbahnhof. Zuvor werfen wir aber nochmals einen Blick auf unser Hotel. Es sieht ja gut aus, die Lage in der Stadt und an der U-Bahn ist in Ordnung und für eine kürzere Aufenthaltsdauer könnten wir uns wieder damit anfreunden.

Mit overdesigned meinte ich, dass Geschirrspüler, Kühlschrank, Spülbecken in gleichen, weißen Kästen an die Wand geschraubt sind. Man darf suchen und Deckel klappen. Das Bad ist durch eine Glasscheibe mit Jalousie vom Zimmer getrennt. Macht man in der Nacht Licht, ist auch das Zimmer beleuchtet. Das Bett ist nur vom Fußende bekriechbar. Der Fernseher ist riesig, wir haben ihn kein einziges Mal eingeschaltet. Dafür gibt es eben keinen Schreibtisch, sondern nur einen niedrigen Couchtisch.

Die Straßenbahn M8 bringt uns von hier direkt zum Hauptbahnhof, der ein durchaus eindrucksvolles Bauwerk ist.

Um 17:45 kommen wir pünktlich in Meidling an.

E N D E