Berlin 2019 – Teil 1

VORWORT

Unser Ziel ist vor allem die frisch renovierte Staatsoper Unter den Linden. Hier wollen wir Wagners Ring des Nibelungen sehen. Den Ring in der Inszenierung von Guy Cassiers und mit dem Dirigenten Daniel Barenboim kennen wir zwar aus dem Juni 2016, allerdings war damals die Aufführung im Schillertheater, dem Ausweichquartier der Staatsoper. Nun wollen wir ins Original, das seit Dezember 2017 wieder in Betrieb ist. Dieser Ringzyklus ist der erste nach der Wiedereröffnung. Die Karten dafür haben wir am 2. März gebucht, am Abend desselben Tages waren beide Zyklen ausverkauft.

Dass zur gleichen Zeit die IFA 2019 stattfindet wussten wir bei der Buchung nicht, sie hat aber die Quartiersuche erschwert und ein wenig verteuert. Dafür wollen wir sie auch besuchen.

Freitag, 6. 9. 2019

Da wir begeisterte Bahnfahrer sind, reisen wir mit dem ICE. Das dauert zwar 7 h 45 min, man hat aber WLAN und kann mit Lesen die Zeit nutzen. Im Speisewagen esse ich überdies meine erste und letzte Currywurst. Ich möchte aber nichts gegen den Speisewagenbetreiber sagen. Preis und Qualität sind schon ok, nur die Wurst mit Soße ist halt an sich etwas dings, das Beste an meiner Currywurst ist daher das Bier.

Gegen 18:00 Uhr Ankunft Berlin Hauptbahnhof. Von dort geht es mit der Straßenbahn M8 zum Rosa-Luxemburg-Platz. In der Torstraße 52 ist unser Appartmenthotel AMANO Home. Es hat zwar alles von WLAN, Kühlschrank bis Geschirrspüler, ist aber etwas overdesigned und mir fehlt ein Schreibtisch.

Beim NETTO Markendiskont, der bis 22:00 Uhr geöffnet hat, kaufen wir noch ein paar Kleinigkeiten. Danach spazieren wir zum unweit entfernten Alexanderplatz und werden auf der Essensuche in der Berliner Filiale des Hofbräuhauses fündig. Das halbe Hähnchen (kann lt. Recherche auch ein Hühnchen sein) ist aber nicht gut, das Bier eigentlich auch nicht (es ist zu süß, da kein Pils).

Samstag, 7. 9. 2019

Am Vormittag machen wir zu Fuß einen etwas unstrukturierten Ausflug in die Stadt. Ich stelle fest, dass die zahlreich herumstehenden E-Scooter Kennzeichen haben.

Zuerst spazieren wir zu den Hackeschen Höfen. Die haben wir zwar schon einmal gesehen, sie stehen aber in jedem Reiseführer und man kann sie schon ein zweites Mal besuchen. Die Geschäfte verkaufen Dinge, die die Welt nicht braucht und wir erst recht nicht. Das gesamte Areal ist aber durchaus nett anzusehen.

Wir finden schließlich auch noch ein Lokal, das uns mit einem kleinen Frühstück verwöhnt.

Sehr zufrieden gehen wir danach weiter zur Museumsinsel. Wir wollen während der folgenden Woche ins Pergamonmuseum. Dafür benötigt man ein Timeslot ticket, wie uns der freundliche Bedienstete im Museum erklärt. Der Samstag ist für einen Besuch aber ungünstig.

Wir schlendern daraufhin weiter zur Staatsoper Unter den Linden. Das Opernhaus sehen wir erstmals ohne Gerüst. Die Sanierung führte zu heftigen Kontroversen, wie im verlinkten Wikipedia-Artikel nachzulesen ist. Für den Besucher, der sich um die Kosten nicht sorgen muss überwiegen aber die positiven Eindrücke.

Die Prachtstraße Unter den Linden ist aber noch zu einem Großteil Baustelle für die U5. Von dort gehen wir weiter über den Alexanderplatz zu Fuß zum Hotel zurück. Uns fällt wiederum auf, wie weitläufig und großzügig dimensioniert die Berliner Straßen und Plätze sind.

Im Hotel machen wir Pause und brechen um 16:45 zum Rheingold mit Beginn um 18:00 auf. Zuvor wollen wir noch das Opernhaus innen besichtigen. Das Haus ist wirklich prächtig renoviert. Selbst in den Seitengängen zu den Logen wird noch Prunk geboten.

Interessant ist für uns die Konditorei. Wir bringen etwas andere Vorstellungen von Konditoreien mit, finden uns aber damit ab, dass Brezel die Hauptattraktion sind.

Auch Zuschauerraum und Orchestergraben strahlen in neuem Glanz. Die Oper ist schon etwas kleiner als die Wiener Staatsoper – ca. 1300 vs. 1700 Sitzplätze. Zum Vergleich bietet Graz immerhin fast 1400 Plätze.

Ich vergleiche auch gerne die Anzahl der eingesetzten Kontrabässe in den Wagnerschen Opern: Wr. Staatsoper 8, Unter den Linden 6, Graz 5 – das nur zur Einordnung.

Wir sind jedenfalls von der Brillanz des Klangs begeistert. Die Nachhallzeit wurde, wenn man Wikipedia glaubt, durch die Umbaumaßnahmen von 1,1 auf 1,6 Sekunden verlängert. Das kommt nicht nur der Lautstärke, sondern auch der Möglichkeit für feinste Nuancen zugute.

Die Sänger im Rheingold sind natürlich erstklassig und es ist schön, Matti Salminen als Fasolt wieder zu sehen. Der Herr ist immerhin 74.  Die übrigen Protagonisten: Michael Volle als Wotan, Roman Trekel als Donner, Simon O’Neill als Froh, Stephan Rügamer als Loge, Anna Samuil als Freia, Anna Larsson als Erda, Jochen Schmeckenbecher als Alberich, Wolfgang Ablinger-Sperrhacke als Mime, Falk Struckmann als Fafner etc. überzeugen sehr.

Danach brauchen wir Flüssigkeit, die wir im Erdinger Bräu am Gendarmenmarkt finden. Der erste Abend ist jedenfalls vielversprechend.

Sonntag, 8. 9. 2019

Am Vormittag Ausflug zum Potsdamer Platz. Sicherheitshalber haben wir gleich je eine U-Bahn-Tageskarte um 7 EUR gekauft. Beim Potsdamer Platz bewundern wir die Hochhäuser, an die wir uns noch erinnern können und nehmen ein Frühstück beim Sony Center. Das Wetter ist wie bisher extrem angenehm, es hat so um die 20° und ist leicht bewölkt.

Vom Potsdamer Platz machen wir einen Spaziergang zum Brandenburger Tor und queren dabei das beeindruckende Holocoust-Mahnmal.

Touristen gibt es nicht weniger als vor 3 Jahren, aber doch weniger Baustellen. Die U5 Unter den Linden ist schon recht fortgeschritten, von fertig kann aber keine Rede sein. Ab Staatsoper bis Alexanderplatz wird noch sehr intensiv gebaut.

Vom Brandenburger Tor wandern wir zur U-Bahn-Station Hausvogteiplatz, von wo aus wir zurück zum Hotel fahren.

Um 15 Uhr brechen wir wieder Richtung Oper auf. Die Walküre steht um 16:00 Uhr am Programm.

Simon O’Neill als Siegmund, Michael Volle als Wotan, Anja Kampe als Sieglinde sind extrem gut, aber auch Falk Struckmann als Hunding, Iréne Theorin als Brünhilde und die Walküren sind beeindruckend.

Die Personenregie ist sehr überzeugend, das Bühnenbild sehr minimalistisch und mit viel Video. Zur Belohnung dürfen wir heute das Ballett vermissen. Es bringt im Rheingold viel optische Unruhe und ist in der 2. Reihe Parkett auch hörbar.

In den Pausen bewundern wir das Haus, das selbst in den Nebenräumen, wie Garderoben, prächtigst ausgestattet ist.

Am Ende langer Applaus mit Bravo-Rufen in allen Varianten. Wegen der Uhrzeit und der geringen Experimentierfreude wiederholen wir die Bratwürstel im Erdinger Bräu (Wagner ist damit allerdings durchaus kompatibel).

Montag, 9. 9. 2019

Heute keine Oper. Es regnet und wir besorgen uns Frühstück vom Bäcker. Danach beschließen wir einen Besuch der IFA 2019, der Internationalen Funkausstellung, die es seit 1924 in Berlin gibt. Glücklicherweise fährt die U2 von unserem Hotel bis fast direkt zum Messegelände. Bei dieser Gelegenheit kaufen wir auch gleich 7-Tages-Netzkarten um je 30 EUR.

Am Weg von der U-Bahn zum Messegelände regnet es ein wenig und so wirkt das ganze Areal noch trostloser, als es ohnehin schon ist. Das Wiener Messegelände zu Zeiten der ifabo Ende der 90er war ähnlich inspirierend.

Drinnen werden wir am Microsoft-Stand aber freundlich begrüßt.

Die Messestände der Aussteller sind natürlich prächtig und es dominieren Displays, Elektroscooter und Gasherde. Warum Gasherde? Wir wissen es nicht.

Alles ist sehr laut und unübersichtlich, das Interesse der Hersteller und Händler an der Messe dürfte ungebrochen sein. Jedenfalls weiß ich nun, dass die 8K-Displays mit 88″ gestochen scharf sind, es fehlt mir nur noch der Content. Das aufrollbare OLED-TV von LG würde mir aber sehr gefallen.

Und natürlich auch die automatischen Fensterputzer.

Interessant sind auch die 7″ Smart Displays von Lenovo für Smart Home Applications. Die IFA ist aber definitiv nicht der Ort um herauszufinden, wie die Integration ins eigene Smart Home-Netz gelingen kann. Dazu gibt es mittlerweile Internet.

Am Abend Abendessen in Hotelnähe bei der Volksbühne. Wir finden ein nettes kleines Lokal (Sauers Café). Es gibt Königsberger Klopse und Bauernfrühstück. Danach regnet es immer noch und daher wird es ein früherer Abend im Hotel.

Dienstag, 10. 9. 2019

Der Regen ist vorbei und es scheint wieder die Sonne. Heute haben wir schon wieder keine Oper und beschließen daher, nach dem Frühstück am Zimmer die Museumsinsel zu besuchen. Den Weg nehmen wir zu Fuß durch die Rosa-Luxemburg-Straße, an der Volksbühne vorbei in die Karl-Liebknecht-Straße.

Danach stehen wir an der Spree und gehen über die Friedrichsbrücke auf die Insel.

Das attraktivste Museum ist wahrscheinlich das Pergamonmuseum. Man braucht dafür jedenfalls am Wochenende Zeitfensterkarten. Heute ist es aber nicht so überlaufen.

Neben unübersehbaren Exponaten aus der Antike, Ägypten und Vorderasien sind vor allem die riesigen Architekturaufbauten äußerst beeindruckend.

Auch wenn der Pergamonaltar bis auf weiteres gesperrt ist, bleiben doch das Markttor von Milet,

die Mschatta-Fassade

und das Ischtar-Tor von Babylon.

Danach sind wir leicht erschöpft und machen eine Pause in der Cafeteria. Gemütlich geht zwar anders, aber wir sind froh, dass wir wenigstens Kaffee trinken können.

Danach schlendern wir noch zuerst durch die Alte Nationalgalerie, die Gemälde des 19. Jhdt. beherbergt. Das ist über weite Strecken eine innerdeutsche Angelegenheit, den einen oder anderen Maler kenne ich zumindest dem Namen nach wie Adolph Menzel und sein Bild „Flötenkonzert Friedrichs des Großen in Sanssouci“ – hier noch der Wikipedia-Eintrag dazu.

Nach der Erkundung einer Etage verlassen wir das dennoch beeindruckende Museum wieder und besuchen noch kurz die Ägyptische Sammlung im Neuen Museum.

Jedenfalls sollte man bei einem Berlinaufenthalt die Museumsinsel auf jeden Fall besuchen. Meine Theorie, dass bei jedem Museumsbesuch 2^6 Exponate nicht überschritten werden sollten, wurde aber auch hier nicht wiederlegt. Man tut grundsätzlich besser daran, sich einige Highlights vorzunehmen, die danach besser im Gedächtnis bleiben.

Nach der Museumsinsel schlendern wir zum Hackeschen Markt. In einer der Pizzerien nehmen wir Pizzen zu uns und trinken Schwarzbier. Ja warum denn auch nicht.

Wir füttern die Spatzen und fahren anschließen eine Runde um den S-Bahn-Ring. Wozu sonst haben wir eine Netzkarte?

Den Abend vertrödeln wir im Hotel.

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