Holzfällen und -setzen

Dienstag, 19. 3. 2019

Es ist leider so weit. Die mächtigen Fichten im Garten werden zu groß, die Gefahr von Stürmen nimmt zu. Die beiden Bäume überragen bei weitem alles was sich rundum in die Höhe streckt und sind somit eine Gefahr – auch für Häuser in der Nachbarschaft. Zudem sind Fichten Flachwurzler und schon deswegen windwurfgefährdet.

Sie dominieren auch den Garten, was an heißen Tagen eine kühle Atmosphäre in Haus und Garten gewährleistet. Freilich schlucken sie im Winter auch die Sonnenenergie, was uns durchaus höhere Heizkosten beschert.

Alles Für und Wider aufzählen ist aber müßig, denn sie müssen ohnehin weg.

Fichten wurden in den 50er Jahren ja plantagenartig angepflanzt mit allen Nachteilen, die Monokulturen mit sich bringen. Durch die steigenden Durchschnittstemperaturen wird den Fichten überdies keine große Zukunft vorausgesagt. Sie vertragen Hitze schlecht und sind dadurch anfällig für Schädlingsbefall. Der Borkenkäfer soll mittlerweile schon ganze Waldgebiete bedrohen – in Bayern ist es noch schlimmer. Dazu kommen zahlreiche Windbrüche durch Unwetter. Der Preis für Fichtenholz ist im Keller. Wir werden aber ohnehin nichts verkaufen.

Es geht los. „Tannenpauli“ – wie auf seinem Auto zu lesen ist – beginnt sein zerstörerisches Werk. Ein normales Fällen kommt im Garten nicht in Frage, daher werden die Bäume zuerst von ihren Ästen befreit.

Der Mann versteht sein Geschäft und ein Ast nach dem anderen kracht zu Boden. Es dauert nicht allzu lange und er hat die Fichte zur Palme umfunktioniert. Wir überlegen kurz es dabei zu belassen.

Aber noch ehe wir mit unseren Überlegungen fertig sind, hat sich das Problem erübrigt. Die Palme wird zum indianischen Totempfahl.

Das Zwischenergebnis ist jedenfalls ein Berg Reisig. Fast zu viel für Adventkränze, außerdem ist es noch weit bis zum Advent.

Tannenpauli ist mittlerweile schon mit der zweiten Fichte beschäftigt.

Es folgt die gleiche Metamorphose: Fichte – Palme – Totempfahl. Der Himmel verfinstert sich und die Szenerie wirkt leicht gespenstisch.

Wir sind ein wenig traurig und haben daher keine Lust auf Indianerspielen.

Samstag, 23. 3. 2019

Das Werk wird vollendet. Jetzt kommen die Maschinen zum Einsatz. Die Äste werden gehäckselt und mit Traktor und Hänger abtransportiert.

Die Stämme werden gefällt und in 2m-Stücke zersägt. Dabei ist durchaus ein wenig Präzisionsarbeit erforderlich. Das Aufschlagen der Stämme wird in der Nachbarschaft als kleines Erdbeben registriert.

Die Bäume sehen (leider) gesund aus. Beim Zählen der Jahresringe – was nicht ganz einfach ist – komme ich auf eine Anzahl zwischen 85 und 90.

Donnerstag, 4. 4. 2019

Jetzt werden noch die Baumstümpfe entfernt. Ohne Maschine wäre das eine mühselige Angelegenheit, wie man auf zahlreichen Web-Seiten nachlesen kann.

Übrig bleiben Hackschnitzel, die ihre Verwendung am Reitplatz im Pferdestall finden.

Samstag, 6. 4. 2019

Zuletzt werden die Stammstücke gespalten. Fichten lassen sich nur schlecht spalten, weil das Holz in sich verdreht ist. Das Ergebnis sieht daher nicht besonders überzeugend aus.

Montag, 8. 4. 2019

Neue Bäume werden gebraucht. Dazu unternehmen wir einen Ausflug zu ÖkoPlant in der Nähe von Wels. Die präsentieren sich auf ihren Webseiten als Spezialisten für große Bäume und genau so etwas wollen wir. Nach kurzweiliger Fahrt mit Essenspause erreichen wir das Verkaufsgelände.

Schon beim ersten Rundgang sind wir erstaunt, wie groß verpflanzbare Bäume sein können, treffen aber recht schnell eine Auswahl. Es sind aber bei weitem nicht die größten Bäume, die man dort kaufen kann.

Teilweise war es Liebe auf den ersten Blick, sodass wir die Suche nach einem geographisch günstigeren Anbieter verwerfen.

Wir entscheiden uns für eine Großblättrige Sommerlinde, eine Gewöhnliche Eberesche, einen kleinen Apfelbaum (Schmidberger Renette) und eine kleine Vereinsdechantsbirne.

Nach Abschluss der Kauf- und Lieferformalitäten machen wir uns froh auf den Heimweg.

Im Garten werden inzwischen die Hackschnitzel abtransportiert und Löcher für die neuen Bäume vorbereitet. Die einsetzende Regenperiode kommt wie gerufen als Vorbereitung für die zukünftigen hölzernen Mitbewohner.

Montag, 27. 5. 2019

Sie kommen. Um 11:00 Uhr trifft der LKW mit seiner kostbaren Fracht ein.

Die Linde wird zuerst abgeladen. Der Vorgang gestaltet sich wegen der Straßenlaterne als anspruchsvoll, aber die drei Jungs machen das wohl nicht zum ersten Mal.

Es dauert nicht allzu lange und dann steht der erste Baum auf seinem Platz.

Der Baum wird ausgerichtet und mit der Stuttgarter Baumverankerung gesichert.

Danach ist die Eberesche an der Reihe.

Nachdem auch die Obstbäume eingesetzt und verankert sind ist das Werk vollbracht.

Wir verabschieden uns und sind mit den neuen Bäumen allein. Sie benötigen in der ersten Zeit ausreichend Wasser, besonders während trockener Perioden. Ob sie gut wachsen, werden wir besonders in nächster Zeit beobachten.

EPILOG

Juli 2019

Peu à peu wird der Garten mit externer Hilfe aufgeräumt. Die zerkleinerten Fichten werden zu Brennholz verarbeitet, von dem wir die gefühlt nächsten 20 Jahre genug haben. Der zerwühlte Rasen wird eingeebnet und ist nun eine ockerfarbene, erdige Fläche. Wir wollen zuerst den Sahara-Look beibehalten, quasi als Vorboten des drohenden Klimawandels, entschließen uns aber dann doch, wieder einen Rasen anzulegen. Darüber freuen sich nicht zuletzt auch die Vögel.

Eine Woche nach der Aussaat und unter häufiger Zufuhr von Wasser zeigen sich die ersten Ergebnisse. Es schimmert unverkennbar grün.

Nach zwei Wochen sieht das Ganze schon nach Rasen aus. Der erste Schnitt ist fällig, ein aufziehendes Gewitter erspart zumindest einen Tag das Gießen. Der ersten roten Vogelbeeren auf der Eberesche sind auch schon sichtbar.

E N D E