Bretagne 2018 – Teil 2

TAG 8

Abfahrt Plougasnou 27.8.2018 10:00 – Km-Stand 75564
Cairn de Barnenez – Morlaix – Carantec – Roscoff
Ankunft Plougasnou 18:00 – Km-Stand 75668 – Km 104

Wir stehen nach einer leicht verregneten Nacht im Morgengrauen auf. Man darf nicht übersehen, dass es zwar exakt 1 h 20 min länger hell ist, als zu Hause, dafür dauert die Nacht am Morgen aber länger (Plougasnou liegt deutlich westlicher als London, das schon die WEZ hat – in Österreich entspricht Gmünd im Waldviertel genau der Sonnenzeit).

Nach Croissants und Kaffee machen wir uns auf den kurzen Weg zu den Cairn de Barnenez. Die jungsteinzeitliche Megalithanlage aus 45oo v. Chr. kann man gesehen haben, muss man aber nicht.

Es wird wohl so sein, dass man ohne intensivere Beschäftigung mit derart alten Zeiten keinen besonderen Nutzen aus der Betrachtung dieser Steingebilde zieht. Auch nach Umrundung des 72 m langen Bauwerkes will sich die Faszination mir nicht erschließen.

Der kleine Parkplatz ist mit wenigen Autos fast voll.

Wir sind dennoch glücklich, das Monument gesehen zu haben und setzen den Ausflug Richtung Morlaix fort.

Morlaix ist eine kleine Stadt mit 15.000 Einwohnern. Sie hat einen Yachthafen, der 6 Km im Landesinneren liegt und von den Gezeiten mit Meereswasser versorgt wird. Schleusen verhindern den Rücklauf bei Ebbe. Schon während der Anfahrt kann man sehen, wie weit sich das Meer bei Flut ins Land schiebt.

Das Städtchen hat hübsche Fachwerksbauten, wirkt aber leicht morbid. Wir sehen leerstehende Geschäfte in der Innenstadt, die anderen haben kaum geöffnet. Nach einer Stunde machen wir uns wieder auf den Weg.

Unser nächstes Ziel ist Carantec, ein Ferienort mit mehreren Stränden. Da wir hungrig sind, suchen wir ein Restaurant und essen – Abwechslung muss sein – Muscheln mit Pommes frites. Eine Flasche Cidre darf nicht fehlen.

Es herrscht Ebbe und wir beobachten die Vorbereitungen der Surfschule auf die Flut.

Weiter geht’s nach Roscoff, einem kleinen Ort am Meer mit einem Fähr- und Fischereihafen. Hier haben wir wieder Gelegenheit, das Spiel der Gezeiten zu beobachten.

Die relativ großen Fischkutter habe ich so noch nie gesehen. Wir verbringen eine gemütliche Stunde im Café und beobachten die Passanten. Danach kommen wir wieder und stellen die Rückkehr des Meeres fest.

Am Rückweg nach Plougasnou (schön langsam merke ich mir den Namen) beschließen wir, unser Quartier bis zum Wochenende zu verlängern. Es ist dermaßen komfortabel, dass wir von hier einfach nicht weg wollen. Wir werden die Gegend weiträumig mit Tagesausflügen erkunden.

TAG 9

Abfahrt Plougasnou 28.8.2018 11:00 – Km-Stand 75668
Térénez – Saint-Samson – Le Diben – Primel-Trégastel – Lannion
Ankunft Plougasnou 18:00 – Km-Stand 75758 – 90 Km

Der Morgen beginnt trüb, obwohl irgendwo immer der blaue Himmel durchblinzelt. Nach Croissants au chocolat und Kaffee wollen wir die nähere Umgebung erkunden und besteigen unsere Voitüre. Die warme Kleidung lassen wir zurück. Das Thermometer zeigt 16°, die gefühlte Temperatur beträgt mindestens 20°. Unsere gewählte Route sieht so aus:

In Térénez beginnen wir den Tag mit einem Strandspaziergang. Es herrscht Ebbe und wir erforschen quasi Meeresboden. Ich fotografiere viele kaputte MusiCassetten. Die Algen täuschen das zumindest vor (eh nur für die älteren unter uns).

Wir beobachten eine Zeit lang das Strandleben. Vor allem beschäftigen sich die Menschen hier mit ihren Booten und man sieht überall die Beiboote gestapelt, mit denen die kleineren und größeren Motor- und Segelboote erreicht werden können.

Den nächsten Strandspaziergang machen wir in Le Diben. Obwohl ein Strand dem anderen ähnelt, gibt es immer weitere interessante Dinge. Hier in Bildmitte: Michelle fotografiert.

Vor Trégastel entdecken wir einen kleinen Schiffsfriedhof. Die Kutter haben schon eindeutig bessere Zeiten gesehen.

Wir haben Hunger und finden im Zentrum von Plougasnou ein kleines Restaurant. Die Austern beachten wir nicht, sondern wählen „Sauté de Volaille à la plancha“ und „Brandade de Morue et salade folle“. Beide Gerichte schmecken vorzüglich.

Die übrigen Köstlichkeiten wollen wir noch probieren, da wir ja unweit wohnen (später werden wir leider feststellen, dass das Restaurant nur mittags geöffnet hat).

Anschließend können wir nicht umhin, erstmals in unserem Leben eine Flasche Fischsuppe im Supermarkt zu kaufen. Vielleicht wird es eine Offenbarung.

Wir beschließen den Tagesausflug mit einem Abstecher nach Lannion, einer hübschen 20.000-Einwohner-Stadt. Seit langem benötige ich wieder einmal meine Parkuhr (ein Exemplar von der Creditanstalt).

Den Abend beschließen wir mit Baguette, Käse und einer Flasche Côte du Rhône. Nebenbei bemerkt: die Franzosen halten an den Flaschenkorken fest. Wir haben jedenfalls noch keine Weinflasche mit Schraubverschluss gesehen.

TAG 10

Abfahrt Plougasnou 29.8.2018 11:30 – Km-Stand 75758
Plouescat
Ankunft Plougasnou 16:30 – Km-Stand 75877 –  Km 119

Der heutige Tag beginnt etwas trüb, obwohl wir immer wieder den blauen Himmel sehen. Es verspricht ein angenehmer Tag zu werden. Wir beschließen daher, nach Plouescat zu fahren. Plouescat ist ein kleiner Ort am Nordatlantik mit hübschen Häusern und – wenig entfernt – einem Badestrand ohne Wasser (der aufmerksame Leser erahnt bereits die Ursache).

Wir widmen den heutigen Bericht daher der bretonischen Landwirtschaft. Die Gegend hier ist ja bekannt für den Gemüseanbau, vor allem von Karfiol und Artischocken. Daneben werden allerlei andere Gemüsesorten angebaut. Die folgenden Bilder sollen einen entsprechenden Eindruck vermitteln. Das Besondere ist allerdings, dass sich die Felder oft in Sichtweite des Meeres befinden.

Man kann auf den Fotos deutlich die Lössböden erkennen. Löss ist das Ausgangssubstrat für die ackerbaulich günstigsten Böden weltweit [Wikipedia].

Für den französischen Käse wird hier auch gesorgt. Fleckige Kühe sehen wir überall.

Vor der Rückreise entdecken wir noch den Menhir de coul nandré, einen kleinen Hinkelstein. Obelix hätte seine Freude gehabt.

Die bretonische Fischsuppe aus der Flasche hat übrigens hervorragend geschmeckt.

TAG 11

Abfahrt Plougasnou 30.8.2018 11:00 – Km-Stand 75877
Saint-Thégonnec – Landerneau – Brest
Ankunft Plougasnou 18:15 – Km-Stand 76037 –  Km 160

Der Tag beginnt bewölkt. Wir nehmen es beruhigt zur Kenntnis. Am Abend wird wieder die Sonne scheinen. Mit der Landwirtschaft beschäftigen wir uns nicht weiter, sondern starten stattdessen einen Ausflug nach Brest.

Nach kurzweiliger Fahrt halten wir in Saint-Thégonnec. Wir finden dort einen der berühmten umfriedeten Pfarrbezirke, die es nur in der Bretagne gibt und die aus Friedhof, Triumphtor, Beinhaus, Kalvarienberg und einer Kirche bestehen.

Das folgende Bild zeigt einen Ausschnitt vom Kalvarienberg mit wirklich absonderlichen Figuren.

In der Krypta befindet sich eine lebensgroße hölzerne Grablegung aus 1702.

Nach ausführlicher Besichtigung der Anlage fahren wir weiter nach Landerneau. Hier sehen wir die Pont de Rohan, eine der wenigen noch heute bestehenden, mit Häusern bebauten Brücken Europas. In der heutigen Form besteht sie seit 1510.

Erschöpft vom kulturellen Bade betreten wir eine Crêperie. Wir bestellen crêpes „La Trois fromages“ und „La Roquefort“. Dazu die unvermeidliche Flasche Cidre. Man trinkt ihn aus Tassen – und zwar überall bis jetzt. Espresso rundet die Mahlzeit ab.

Mit neuen Kräften fahren wir nach Brest. Brest ist eine Hafenstadt mit 140.000 Einwohnern und ist damit halb so groß wie Graz. Wir finden sofort einen Parkplatz und bezahlen die Parkgebühr von 1,60 EUR gerne.

Die junge Dame mit Cello erinnert uns an den hier befindlichen Militärstützpunkt – wir wissen aber nicht, warum.

Brest ist auch die Geburtsstadt von Pierre Brice. Damit haben wir einen persönlichen Bezug zu dieser Stadt gefunden.

Seilbahnen sollen ja ein Massenverkehrsmittel der Zukunft sein – hier sehen wir eine in vollem Betrieb.

Danach liegen auch noch die Festung (Château de Brest) und Teile des Marinestützpunkts vor uns.

Danach machen wir uns wieder auf den Weg zu unserem bretonischen Haus in Plougasnou.

Noch ein Wort zum Verkehr. Das Straßensystem in der Bretagne wirkt extrem verkehrsberuhigt. Man stößt ständig auf Tempo-30-Zonen mit Fahrbahnschwellen – nicht nur in Wohngebieten. Die Überlandstraßen sind mit 90 km/h beschränkt, nicht selten mit 70. Die vierspurigen Schnellstraßen sind mit 110 limitiert. Die Kreisverkehre sind so häufig wie bei uns die Ampeln. Niederösterreich hat noch Aufholbedarf. Das Gefahrenzeichen Kreuzung taucht hier – im Gegensatz zu Österreich – oft auf, die Rechtsregel will beachtet werden.

Insgesamt gestaltet sich die Fahrerei als recht entspannt. Obwohl wir natürlich ein bisschen trödeln, habe ich nicht das Gefühl, ein Verkehrshindernis zu sein.

TAG 12

Abfahrt Plougasnou 31.8.2018 12:00 – Km-Stand 76037
Ker Maria – Primel
Ankunft Plougasnou 21:00 – Km-Stand 76059 –  Km 22

Die Sonne scheint und die Vorhersage verspricht unerträglich heiße 21°. Eine Stadtbesichtigung kommt unter diesen Umständen natürlich nicht in Frage und so beschließen wir, die wenige Kilometer entfernten Strände zu besichtigen.

Glücklicherweise sind diese nicht wirklich überfüllt und wir finden auch sofort einen Parkplatz.

Die hier gar nicht so seltenen Sandstrände werden täglich zweimal gewaschen und gebügelt. Kein noch so kleines Stückchen Abfall trübt das Auge. Das rücklaufende Wasser bildet Flusslandschaften en miniature. Einzig das Wasser ist echt saukalt.

Diese Würmer sind Sandkringel, die bei Berührung zerfallen.

Am Ufer sehen wir interessante Steingebilde, die allerdings nicht aus prähistorischer Zeit stammen dürften.

Wir denken bald an einen Mittagsschlaf.

Am Abend besuchen wir mangels Alternativen die Crêperie „Mad’moiselle Breizh“ [„Breizh“ ist das bretonische Wort für Bretagne]. Das Lokal entpuppt sich aber als sehr gemütlich und ist voll mit Gästen. Wir bestellen Galettes „à 4 fromages“ und „à Roule de Truite“. Dazu eine Bouteille Cidre brut und hinterher Espresso. Die Galettes schmecken ausgezeichnet und wir bezahlen 46 EUR.

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